Präambel zum Expertenstandard Förderung der Mundgesundheit in der Pflege
Die Mundgesundheit ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens und somit der Lebensqualität eines Menschen. Insbesondere Menschen mit einem pflegerischen
Unterstützungsbedarf sind oft nicht in der Lage, ihre Mundgesundheit selbstständig und umfassend zu erhalten. Eine unzureichende Mundpflege, aber auch Einflüsse wie Krankheiten oder bestimmte
Therapien, können zu einer Verschlechterung der Mundgesundheit mit schwerwiegenden Auswirkungen beitragen. Dazu gehören physische Beeinträchtigungen wie eingeschränktes Kauen, Schmerzen bei Karies
oder Infektionen. Möglicherweise werden aber auch soziale Kontakte vermieden, wenn ein Mensch nicht unbeschwert lachen kann oder Mundgeruch diese Kontakte
beeinträchtigt.
Mundpflege und Mundhygiene als Aufgabe der Pflege
Pflegerische Maßnahmen können einen entscheidenden Beitrag zur Förderung der Mundgesundheit leisten. Pflegefachkräfte1 tragen im Rahmen der Steuerung des Pflegeprozesses die Verantwortung dafür,
einen pflegerischen Unterstützungsbedarf bei der Mundpflege zu erkennen und gemeinsam mit dem Menschen und seinen Angehörigen Maßnahmen zu planen, ihn bei der korrekten Durchführung der Mundpflege zu
unterstützen oder diese vollständig zu übernehmen. Nicht alle Probleme im Mundbereich sind durch pflegerische Maßnahmen zu verbessern. Daher kommt der Kompetenz zu entscheiden wann das Hinzuziehen
anderer Berufsgruppen, insbesondere von Zahnärzt*innen, erforderlich ist, eine hohe Bedeutung zu.
Mit der „Förderung der Mundgesundheit“ werden zwei zentrale Zielsetzungen verfolgt: Der Erhalt der Mundgesundheit sowie die Verbesserung einer beeinträchtigten
Mundgesundheit. Mit den im Expertenstandard enthaltenen Empfehlungen und den Kommentierungen der Standardebenen wird das aktuell verfügbare Wissen zur Mundpflege dargestellt und für Pflegefachkräfte
gebündelt zur Verfügung gestellt. Damit kann ein Beitrag zur Verbesserung der pflegerischen Unterstützung
bei der Mundpflege geleistet werden.
Die Anforderungen an eine fachgerechte Mundpflege haben sich sowohl qualitativ durch einen verbesserten Wissensbestand, technische Entwicklungen und immer aufwändigeren
Zahnersatz wie auch quantitativ durch die Zunahme des Anteils pflegebedürftiger Menschen deutlich erhöht. Dieser Expertenstandard möchte Hilfestellung dabei geben, diesen Anforderungen in der Praxis
gerecht zu werden. Dabei werden pflegerische Handlungen im Rahmen der Mundpflege nicht neu erfunden, sie werden aber in der Logik des Pflegeprozesses und als pflegerischer Anteil in einem
interdisziplinären Versorgungsprozess aufbereitet. Dadurch trägt der Expertenstandard dazu bei, die Wichtigkeit der Mundpflege zu unterstreichen und Problemen der Mundgesundheit größere
Aufmerksamkeit zu schenken.
Definitionen
Die Begriffe Mundpflege und Mundhygiene werden in diesem Expertenstandard synonym verwendet, da eine Unterteilung aufgrund der Literaturlage nicht möglich war und nach Bewertung der Expert*innen auch
nicht sinnvoll erschien. Die Mundpflege (inkl. der Mundhygiene) umfasst die allgemeine Pflege und Reinigung des Mundes, der Schleimhaut, der Zunge sowie der Zähne- und
des Zahnersatzes. Im Rahmen von pflegerischen Maßnahmen kann Krankheiten und Funktionsproblemen der Mundhöhle vorgebeugt oder können diese gelindert werden. Die Mundgesundheit zeigt sich in der
Fähigkeit ohne Einschränkungen zu kauen und zu essen, deutlich sprechen und lächeln zu können.
Zielgruppe und Zielsetzung
Zielgruppe dieses Expertenstandards sind Menschen aller Altersstufen, und damit auch Kinder jeden Alters, die professionelle pflegerische Unterstützung bei der Mundpflege oder zur Förderung der
Mundgesundheit benötigen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung von Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen. Dabei ist eine zeitnahe Einbeziehung aller an der
Mundpflege beteiligten Personen wichtig. Neben den professionellen Akteuren kommt den Angehörigen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung oder Durchführung der Mundpflege zu.
Insbesondere in häuslichen Pflegearrangements aber auch in der stationären Langzeitpflege und bei Krankenhausaufenthalten vulnerabler Zielgruppen stellen sie eine wertvolle Ressource dar, sei es
durch ihre Kenntnis von Vorlieben und Gewohnheiten, aber auch bei der Durchführung von mundpflegerischen Maßnahmen. Daher ist es wichtig, Angehörige2 in die Information, Beratung und
Anleitung möglichst eng mit einzubeziehen.
zurück zur Startseite zurück zur Seite Weiterbildung